Kinder & Natur

Naturzeit für die ganze Familie

Das Bedürfnis nach einer Auszeit und gemeinsamen schönen Erlebnissen in der Natur wächst zunehmend. Naturerleben wird mit Gesundheit und Wohlbefinden in Verbindung gebracht. Gleichzeitig verbringen Groß und Klein sehr viel Zeit mit Medien und vor Bildschirmen.
Der Kontakt mit der freien Natur ist nicht nur für die kindliche Entwicklung essenziell: Kreativität, Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen werden gefördert. Zudem legen Naturerlebnisse in der Kindheit einen Grundstein für das Wecken eines ökologischen Interesses. Naturzeit ist ein starker Mehrwert für die ganze Familie.

Die Sehnsucht nach mehr Natur

Immer mehr Familien interessieren sich (wieder) für die Natur. Klimawandel und ökologische Krisen sind als Themen in der gesellschaftlichen Mitte allgegenwärtig. Umweltbewusstsein und Interesse für Nachhaltigkeit im Alltag steigen. Viele Menschen sind sich bewusster geworden, dass ihr Handeln einen Einfluss auf die Umwelt hat und versuchen, nachhaltiger zu leben. Das kann bedeuten, auf Plastik zu verzichten, Bio-Lebensmittel zu kaufen oder das Auto öfter stehen zu lassen und stattdessen zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu gehen.

Außerdem ist zu verzeichnen, dass das Bedürfnis nach einer Auszeit in der Natur und gemeinsamen schönen Erlebnissen im Grünen steigt. Naturerleben wird immer mehr mit Gesundheit und Wohlbefinden in Verbindung gebracht:

  • Entschleunigung: In unserer schnelllebigen Welt suchen immer mehr Menschen nach Möglichkeiten, dem Alltagsstress zu entkommen. Naturerleben bietet hier eine willkommene Abwechslung, da es oft mit Entschleunigung und Entspannung in Verbindung gebracht wird. Einfach mal raus aus dem Alltag – das würde gut tun. Aber es darf eben nicht kompliziert oder an einen zusätzlich anstrengenden Planungsaufwand geknüpft sein.
  • Digitale Entgiftung: Da viele Menschen immer mehr Zeit vor dem Bildschirm verbringen, suchen sie nach Möglichkeiten, sich von der digitalen Welt zu lösen. Naturerleben bietet hier eine willkommene Alternative, den Fokus auf die Schönheit und Ruhe der Natur zu legen und die Medien für eine Weile hinter sich zu lassen.

Kindlicher Alltag und fehlendes Naturerleben. Ein Problem?

Kinder müssen heute mehr denn je den Anforderungen von Leistungssteigerung und Reizüberflutung standhalten. In unserer Leistungsgesellschaft, in der oft nicht einmal mehr das Spielen absichtslos und frei sein darf, ist eine ungestörte Entwicklung schwierig.

  • Naturräume sind nicht immer frei zugänglich, wo Kinder Freiräume und ‚wilde Natur’ vorfinden können, in denen sie unbeobachtet und eigenständig agieren und so sich selbst und ihre Umwelt erfahren können.
  • Stichwort „Indoor Generation“ – tatsächlich verbringen Kinder einen erheblichen Teil der Zeit drinnen, vorwiegend in ihren Kinderzimmern, wo oft platzsparendes und leises Spielen gefordert wird.
  • Vorgefertigtes Spielzeug im Überfluss und künstliche Spiellandschaften drängen sich vermehrt in das Leben unserer Kinder.
  • Zusätzlich unterliegt die Welt der Kinderzimmer einer immer stärkeren Mediatisierung und Technologisierung, was zu einem Verlust an Selbstwirksamkeit führen kann. Eine „Medienkindheit“ führt zu einer einseitigen Überflutung mit optischen und akustischen Reizen, wobei andere Sinnesbereiche kaum stimuliert werden.

Diese Einschränkung der Handlungs- und Bewegungsmöglichkeiten sowie der Verlust an sinnlichen Erfahrungen können negative Effekte auf die Wahrnehmungsverarbeitung und die mental-psychische Entwicklung von Kindern haben. Ein Gefühl der Zugehörigkeit zu einer belebten Welt ist für die seelische Entwicklung unverzichtbar. Nicht genügend „Draußenzeit“ und Naturbezug hat zur Folge dass Kinder verlernen oder nie lernen, sich als Teil der Natur zu erleben.

Woher kommt die Distanz zur Natur?

Es gibt verschiedene Gründe für die zunehmende Entfremdung von der Natur und den damit verbundenen Mangel an Naturerfahrungen bei Kindern.

  • Strukturelle Faktoren: Fehlen von leicht zugänglichen Naturräumen, besonders in städtischen Gebieten sowie Bebauung von Brachflächen, die als Naturräume dienen könnten.
  • Kulturelle und individuelle Faktoren: Zunehmende Risikovermeidung und Sorge der Eltern um die Sicherheit ihrer Kinder. Tatsächlich gibt es keine höhere Anzahl von Gefahren im Freien als vor 50 Jahren. Studien zeigen zudem, dass Kinder, die viel Zeit mit freiem Spiel in der Natur verbringen, weniger verletzungsanfällig sind.

  • Gesellschaftliche Faktoren: Das moderne Konzept von Kindheit orientiert sich an den Zielen und Erwartungen der Erwachsenen. Kindheit wird verkürzt, Pubertät beginnt früher, eine kindgerechte Entwicklung wird den Anforderungen der Schnelllebigkeit und gesellschaftlichen Leistungserwartungen geopfert.

Warum ist Natur wichtig für Kinder?

Naturerfahrungen stellen ein Grundbedürfnis von Kindern dar. Die Natur bietet alles, was man zum Spielen braucht. Die zahlreichen Sinneseindrücke, die dem Kind in natürlicher Umgebung zur Verfügung stehen, können durch keine künstlich konzipierte Spiellandschaft nachgeahmt werden. Sie bietet Kindern Raum für die Umsetzung von Erfahrungsbedürfnissen und Tatendrang. Die vielfältigsten Formen, Farben, Texturen, Geräusche und Gerüche in der Natur bilden den besten Erlebnisspielplatz der Welt. Das Herumtollen im Wald, auf Bäume klettern oder das Beobachten von Tieren in der freien Natur werden zu wichtigen Erfahrungen – und geliebten Erinnerungen.

Es ist also von elementarer Bedeutung, den Kindern wieder mehr Zugang zur freien Natur zu bieten, wo sie sich aktiv mit ihr auseinandersetzen und auf eigene Faust unterwegs sein können. 

 

Denn entspannte Zeit in der Natur fördert…

  • die kognitive, mentale und soziale Entwicklung: Kreativität, Fantasie, Entdeckerfreude, Konzentration und Empathie
  • das Selbstvertrauen und -wirksamkeit: In der Natur Abenteuern begegnen und dabei Ängste überwinden
  • die motorische Entwicklung: Die Natur bietet viele Möglichkeiten zur Bewegung, körperliche Koordination und Balance
  • die Sinnesverarbeitung und -schulung: Durch die vielfältige Reizumgebung werden alle Sinne angesprochen
  • Entspannung: Eine natürliche Umgebung wirkt positiv auf den Parasympathikus und sorgt für Ausgeglichenheit
  • das psychische Erleben: Das Eingebunden sein in größere Zusammenhänge wirkt Tendenzen von Individualisierung und Isolation entgegen
  • das Verantwortungsgefühl und Respekt: Angefangen beim Umgang mit Kleinst-Lebewesen

Letztendlich geht es jedoch darum, dass Naturerfahrungen einfach gut tun und nicht dazu da sind, die Kinder zu moralisieren. Begeisterung und Freude an der Natur sind die besten Zutaten für eine gesunde kindliche Entwicklung.

Stimmen aus der Fachwelt

Habt ihr Lust auf mehr Natur?
Und auf mehr Wissen warum Natur Kindern so gut tut? Findet hier Fachartikel und Interviews!

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Naturpädagogik für mehr Naturverbundenheit

Naturpädagogik begegnet der zunehmenden Naturentfremdung, die durch Verstädterung und Technisierung entsteht. Durch sinnliche, spielerische, forschende und kreative Naturerfahrungen vermittelt die Naturpädagogik Wissen über ökologische Zusammenhänge und macht den Schutz der Biodiversität erfahrbar. Sie stärkt die Beziehung zwischen Mensch und Natur, fördert eine wertschätzende ethische Grundhaltung und unterstützt die eigene Gesundheit. Durch bewusstes Naturerleben wächst das Vertrauen in den Sinn des Lebens und man erfährt Verbundenheit mit allem Lebendigen. Das Erforschen der Natur und das Kennenlernen von Lebensräumen schärfen den Blick für Zusammenhänge und legen die Grundlage für achtsames Verhalten im Alltag. Zudem stärken Naturpädagogik-Programme die Beziehungsfähigkeit, Empathie, Handlungsmotivation und Kreativität.

Kinder für die Natur begeistern

Die Mission der MOGLi Stiftung setzt mit dem konkreten Angebot Wald-Erlebnistage seit 2023 genau hier an: ganz einfach einige Stunden im Wald in der Gruppe Zeit verbringen, inklusive freiem Erkunden und Spielen – begleitet durch unser Team von Naturpädagog:innen. Das Ergebnis kann nicht treffender formuliert werden als dieses Feedback einer Mutter eines 7jährigen Teilnehmers: 

„Seine Augen haben glücklich geleuchtet als wir ihn abgeholt haben. Er war verschwitzt, total dreckig und voller positiver Energie. Genauso stellt man sich einen gelungenen Waldtag vor. Vielen Dank.“

– Mama von Diego

Quellenangaben und zum Weiterlesen

 

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