„Jedes Mikro-Abenteuer ist nur einen Katzensprung entfernt“

– ein Interview mit Matthias Goerres

Matthias Goerres ist Referent für Natürlichen Klimaschutz beim Verband Deutscher Naturparke / Nationale Naturlandschaften sowie Gründer von NatureMind.me

Matthias, erzähle uns, warum brauchen Kinder Zeit in der Natur?

Es geht für Kinder darum, mit der Vielfalt an Tieren und Pflanzen in Kontakt zu treten und dabei ihre eigene innere Natur und Wildnis besser kennenzulernen. Naturerleben geht einher mit Achtsamkeit und Bewunderung für unsere natürliche Umwelt im Alltag – wie zum Beispiel einen flatternden Schmetterling oder krabbelnden Käfer beobachten.

 

Was kannst du Eltern als Experte mitgeben?

Jedes Mikro-Abenteuer ist nur einen Katzensprung entfernt. Es kommt nicht auf das Spektakuläre an, sondern dass Kinder ihrer Neugier nachgehen können. Ein kleiner Ausflug am bewaldeten Stadtrand, das aktive Erkunden auf dem nächsten Naturspielplatz oder Bienen auf dem Balkon beobachten wirken da Wunder.

 

Wie würdest du den heutigen Bezug von Kindern zur Natur einschätzen?

Die Motivation für Naturschutz steigt aufgrund des zunehmenden Krisen-Bewusstseins in der Bevölkerung (Kipppunkte u.a. durch Klimawandel und Artensterben). Gleichzeitig ist die verbrachte Zeit in der Natur und Artenkenntnisse bei jungen Menschen in den vergangenen Jahrzehnten stark zurück gegangen.

 

Wie lässt sich deiner Meinung nach die Distanz zur Natur und der damit verbundene Mangel an Naturerfahrungen erklären?

Durch die Digitalisierung von Alltag und Bildungsangeboten hat sich unsere Gesellschaft von analogen direkten Naturerfahrungen entfernt. Der Reiz der Schnelllebigkeit wirkt auf Kinder und junge Menschen attraktiv und vermittelt dabei Teilhabe an Gesellschaft und Umwelt. Eine solche Intensität an erlebbaren Informationen in solch kurzer Zeit kann die Natur auf den ersten Blick nicht bieten.
Zudem halten Mobilitätsangebote stadtauswärts mit der zunehmenden Flächenversiegelung nicht Schritt. Auch wenn der ausgewiesene Anteil an Wildnis in Deutschland langsam wächst, gibt es zu wenig unberührte Natur nahe der Ballungsräume.

 

Wieso sind Naturerfahrungen essentiell für die kindliche Entwicklung?

Naturerfahrungen stärken nachweislich das Selbst-Bewusstsein. Die Bewegung außerhalb befestigter Wege hält fit und unterstützt die Koordinationsfähigkeit. Ein emotionaler Zugang zur eigenen Lebensgrundlage fördert nachhaltige Entscheidungen auf dem späteren Lebensweg.

 

Welche Tipps hast du für Eltern, damit sie ihre Kinder motivieren können, in die Natur zu gehen?

Teilt eure prägendsten Erinnerungen und Erlebnisse aus der eigenen Kindheit. Wie war es damals, auf den Baum im Garten zu klettern, einen kleinen Staudamm im nächsten Bach zu bauen oder mit den gesammelten Kastanien zu basteln?

 

Was sind deine Lieblings-Aktivitäten mit Kids?

Mir gefallen Aktivitäten, bei denen Kinder etwas schaffen können, ohne etwas leisten zu müssen – wo sie nichts falsch machen können. Das kann zum Beispiel heißen, spielerisch eine Laubhütte nach eigenem Muster zu bauen, Insekten und Vögel zu erforschen und selbst zu benennen oder mit Natur-Materialien kreativ zu werden.

Das Interview hat Hendrik Jansen geführt.

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